Wir stecken mitten in der Probenarbeit für unsere neue Produktion „Die Kunst zu sterben“. Bis zur Premiere am 19.8. im LOT Theater Braunschweig ist es noch ein bisschen hin, aber so langsam wird es höchste Zeit die neuen Gesichter in unserem Produktionsteam vorzustellen. Und das wichtigste gehört unserer Protagonistin.
llse Bendin, 1940 in Dresden geboren, studierte an der Staatlichen Schauspielschule Berlin (heute: Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch). Nach Stationen in Dessau, Zwickau, Stralsund und am Berliner Ensemble bei Bertolt Brecht und Helene Weigel, war sie viele Jahre Mitglied des Ensembles des Eduard-Winterstein-Theaters in Annaberg.
Ihre ersten Erfahrungen mit dem Tod macht sie als Flüchtlingskind im 2. Weltkrieg, der ihr den Vater nimmt. Aus bürgerlich-konservativen Verhältnissen kommend, setzt sie sich gegen die Skepsis der Familie durch und wird Schauspielerin. Das Theater begreift sie dabei als politischen und utopischen Ort, von dem Impulse für eine bessere Gesellschaft ausgehen können. Ilse blickt auf ein bewegtes Leben und eine ebenso bewegte Karriere zurück, beides geprägt von der idealistischen Haltung einer Bühnenkünstlerin, die sich politischen Systemen widersetzte und mit schweren persönlichen Schicksalsschlägen kämpfen musste.
Die Zuschauer*innen werden einer Schauspielerin begegnen, die auf eine lange Lebensspanne in drei politischen Systemen zurückblicken kann, die einen Körper zeigt, auf dem dieses Leben Spuren hinterlassen hat, die immer gekämpft und dabei viel verloren hat und die sich der eigenen Vergänglichkeit stellt.
Und weil es noch ein bisschen mehr Lust macht, empfehlen wir hier noch ein paar bewegte Bilder von einer Kampagne von Drehbuchautoren gegen Fremdenfeindlichkeit, bei der Ilse die antifaschistische Oma Hipp spielt:
16Letztes Frühjahr haben wir den New Yorker Soziologen Jonathan Bach in den Berliner Prinzessinengärten getroffen und uns von ihm zur Inszenierung „1989 [exit ghost]“ interviewen lassen. Jetzt hat Jonathan einen Aufsatz mit dem Titel „What Remains – Epilogue Exit Ghost“ geschrieben und ihn bei einer Tagung der German Studies Association in New York vorgetragen. Wir fühlen uns geehrt von der Wissenschaft durch die Mangel genommen worden zu sein, über die vielen klugen Reflektionen zu unserer Arbeit. Und bald geht es weiter: Bei der Tagung “Performativity: Life, Stage, Screen?” vom 20.-22. Juli 2016 an der FU Berlin sehen wir Jonathan wieder.
„What makes Exit Ghost an unusually productive grappling is its resistance to taking two well-worn paths. It avoids the form of personal memoir (in the direction of Jana Hensel’s Zonenkinder), and avoids claiming the mantle of a generational movement in the spirit of 1968, as has been much discussed in connection to the “third generation east.” The former depoliticizes through its introverted gaze, and the latter overpoliticizes by tethering this generation to nearly 50-year old ideological battle lines.
Rather, Exit Ghost performs what Yukiko Koga calls a double inheritance of the past, where the recognition of one’s own inheritance necessarily involves the recognition of the other’s inheritance. Exit Ghost raises and mixes up of experiences from East and West, performatively making the other’s inheritance into one’s own.“ Jonathan Bach