BLOG – Die Hirnschleuder

der theatralen subversion

20
10. '20

Projektzyklus „Die lebenden Toten“

Schon immer formten Krisen die Geschichte und legten dabei fundamentale Realitäten unserer Gesellschaft offen. Im dreiteiligen Projektzyklus “Die lebenden Toten” reflektiert die theatrale subversion gemeinsam mit dem Leipziger Künstler Alexander Bauer diese Realitäten in Bezug auf die Covid-19-Pandemie und stellt sich folgende Fragen:

Wie hat sich unser Zusammenleben in der Krise neu organisiert? Was sagt der individuelle Umgang mit der Covid-19-Pandemie und die daran anschließende gesellschaftliche Debatte über die Bemessung des Wertes eines einzelnen Lebens aus? Wie verändert die Krise den gesellschaftlichen Umgang mit dieser Frage? Noch ist ungewiss, wie viele Mensche an den Folgen des Virus sterben werden, aber es trifft bereits jetzt und wird auch weiterhin vornehmlich jene Menschen treffen, deren Stimmen in den gesellschaftlichen Diskursen sowieso oftmals nur sehr schwach zu vernehmen sind (z.B. ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, geflüchtete Menschen).

Ziel des Gesamtzyklus “Die lebenden Toten” ist es, diesen Mensche die Möglichkeit zu geben, Zeugnis abzulegen und ihnen Gehör zu verschaffen. Denn es ist anzunehmen, dass die Opfer der Pandemie nach der Krise bald wieder in Vergessenheit geraten und die Überlebenden zum Status Quo zurückkehren. Zugleich trägt der Zyklus – und die Bearbeitung des Themas in drei eigenständigen aber verbundenen Teilen – dem besonderen Aspekt der Zeitlichkeit in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Rechnung. Zum einen wissen wir aktuell nicht, wann die Krise enden wird. Zum anderen kann man schon jetzt mit Sicherheit behaupten, dass es in der historischen Betrachtung ein “vor” und ein “nach” Corona geben wird. 

Während der erste Teil – “Das Archiv der lebenden Toten” – aus der aktuellen Situation heraus nach einer ungewissen Zukunft fragt, wird der dritte Teil – “Lebende Minus Tote” einen Rückblick auf die Krise wagen. Der zweite Teil “Zwischen den Lebenden und den Toten” bildet als reines Forschungs- und Recherchevorhaben die Schnittstelle zwischen dem ersten und letzten Teil des Zyklus und dient dabei der Verknüpfung und der Reflexion der digitalen Strategien des ersten mit den szenischen Strategien des letzten Teils.