Das Wochenende ist schon ein paar Tage her und trotzdem kommt es uns vor wie gestern: X ped/t ition # 2 ist am letzten Freitag gestartet und wir haben drei Nächte lang ein Fest der Liebe gefeiert. Für “Liebe – Fest unkonventioneller Beziehungsformen” haben wir ein Haus auf dem Ostragelände in Dresden in einen Palast der Liebe verwandelt, in dem wir zusammen mit insgesamt rund 200 Gästen die Freie Republik Liebe gegründet haben.
Beim Betreten des Geländes auf dem ehemaligen Schlachthof, der jetzt jedes Jahr als Ausstellungsort für die Ostrale fungiert, bekam man unseren Reiseführer in die Hand gedrückt: Einen Reiseführer für die Freie Republik Liebe. Wenn man eine Republik gründen will, braucht man neben Kleinigkeiten wie einer Bevölkerung auch eine Verfassung– wir haben für die Freie Republik Liebe elf Artikel für unsere Verfassung vorgeschlagen. Diese Artikel konnte man dem Reiseführer und der Wand im ersten Raum des Liebes -Palastes entnehmen. Dann haben unsere Gäste spontan zu Mitgründer_innen der Freien Republik Liebe erklärt und sie eingeladen, diese elf Artikel um ihr eigenen Ideen für neue Artikel und Verbesserungsvorschläge zu ergänzen.

Foto: Philipp Hille

Artikel 1: Die Liebe ist frei.
Artikelergänzungen in der Eingangshalle zum Palast der Freien Republik Liebe
Foto: Philipp Hille

War man einmal drin im Palast, konnte man von dem Hauptraum aus, in dem vor allem geknutscht, getanzt, getrunken und gefeiert wurde, in kleinere Räume gelangen. Jeder Raum gehörte zu einem der Artikel aus unserem Verfassungsvorschlag. Im Theorieraum gab es neben vollgeschriebenen Wänden Vorträge und Diskussionen über die Liebe in den Bedingungen der Realität:

Artikel 3: Wissen ermöglicht Selbstermächtigung Foto: Henrike Terheyden

Artikel 3: Wissen ermöglicht Selbstermächtigung
Foto: Henrike Terheyden

Die Liebesschmerz-Kammer lud zu Liebesschmerzzeremonien ein:

Artikel 7: Liebesschmerz ist teilbar Foto: Philipp Hille

Artikel 7: Liebesschmerz ist teilbar
Foto: Philipp Hille

Und im Großen Garten konnte man anderen Mitgründer_innen im Zelt flüsternd und vertraulich Geschichten aus seiner sexuellen Biographie erzählen und den Geschichten der anderen “Zeltmitglieder” zuhören.

Artikel 2: Der Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen Zelte im Großen Garten Foto: Philipp Hille

Artikel 2: Der Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen
Zelte im Großen Garten
Foto: Philipp Hille

Wer sich spontan verliebt hat, konnte Liebesbotschaften über ein Walkie Talkie oder über selbstgebastelte Briefchen verschicken lassen. Die Liebesbotschafter_innen überbrachten diese Briefe und Nachrichten an die betreffenden Personen, und so mancher Kussbotschafter hatte die Lippen voll zu tun.

Die Liebesbotschaften-Bastelkabinen Foto: Philipp Hille

Die Liebesbotschaften-Bastelkabinen
Foto: Philipp Hille

“Die Freie Republik Liebe war ein Interaktionskunstwerk, dem es beeindruckend gelang, unsere Sehnsucht nach Befreiung und Bestätigung zur Schau zu stellen” schrieb Marcel Pochanke in der Sächsischen Zeitung und spricht damit auch über die Räume von denen wir noch Fotos sammeln, das Kontrollabgabezimmer, den Tantraraum, die Videobotschaften oder das Atelier, in dem man seine erogenen Zonen zeichnen lassen konnte. Dabei ging es uns nicht nur um das zur Schau stellen, sondern vor allem auch um die Anerkennung und lustvollen Überschreitung der eigenen Grenzen.

Wir schreiben hier schon im Präteritum, denn die Räume sind wieder leer, die Böden sauber und die Getränke weg, aber sie ist nie vorbei- die Liebe. Eine kleine Gruppe überlegt grade wie man einzelne Formate aus dem Fest der Liebe wiederholen und weiterlieben kann. Wir sammeln noch ein paar Bilder und bald gibt es dann hier eine Fotogalerie zu sehen, die sich gewaschen hat. Wir freuen uns auf die Zukunft der Liebe und machen schon mal einen Tee.

 

 

Nur noch ein Mal schlafen, dann geht es los – das große Fest der Liebe! Drei Nächte lang feiern wir unkonventionelle Liebe und das Zartwilde im Leben. Von Freitag bis Sonntag (24. – 26. Mai) öffnen wir die Türen zu unserem Liebespalast auf dem Ostragelände und rufen die Freie Republik Liebe aus. Wir laden euch herzlich ein, die Gebiete zu der neu entstehenden Republik, die wir mit euch ins Leben rufen wollen, zu erkunden und Grenzen immer weiter auszuloten. Damit euch die Vorbereitungen etwas leichter von der Hand gehen, haben wir einen Reiseführer zusammengeschustert. Den Kleinen Reiseführer der Liebe  könnt ihr euch auch als pdf herunterladen, dann müsst ihr euch nicht einzeln durch die Dateien klicken. Wir treffen auch noch die letzten Vorbereitungen zur Ausrufung der Freien Republik Liebe und freuen uns auf euch!

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Bevor es am Freitag losgeht mit der Liebe, geht es erstmal weiter in der prominenten Reihe: Die Gang – Hier stellt die theatrale subversion Künstlerinnen und Künstler vor, die mit uns in den einzelnen X ped/t itionen zusammen arbeiten. Wir verstehen uns mehr als Netzwerk, denn als feste Gruppe und so funktioniert die Arbeit der theatralen subversion über die Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Für das Projekt “Liebe” sind zu unserem Glück neben Elisabeth Lindig noch Hanne Lauch und Anahí Pérez nach Dresden gekommen. Hanne und Anahí ist es zu verdanken, dass die Räume im Haus auf dem Ostralegelände nicht aussehen, wie frisch aus dem Schlachthofbusiness entkommen….

Hanne LAuch

Hanne Lauch

Hanne Lauch, geboren 1983 in Aumühle, SH, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Ihre freiberuflicher Schwerpunkt liegt auf Bühnen- /Kostümbild und Filmausstattung. Im künstlerischen Fokus ihrer Arbeiten stehen Entdifferenzierung und Neukomposition von Material und Objekt. Hanne Lauch lebt in Berlin.

Anahí Pérez

Anahí Pérez

Anahí Pérez, geboren 1985 in Foz do Iguacu/Brasilien, studiert seit 2004 Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Ist seit 2007 in der freien Theaterzene als Lichtdesignerin und technische Betreuerin tätig. Zusammenarbeit unter anderem mit den Gruppen theatrale subversion, Theater 11. August und hArt times Theater.
Unter anderem hat sie bei folgenden Projekten mitgearbeitet:
– Theaterfestival „Transeuropa“ (2012: Spielstättenbetreuung Technik. Hildesheim)
– Theaterfestival „State of the Art“ (jährlich seit 2009: Technische Leitung und Betreuung. Hildesheim)
– Theaterfestival „Instant“ (2009 und 2010: Technische Leitung und Betreuung. Hildesheim)
– „Abstracts of men“ (2010: Lichtdesign. Theater 11. August, Regie: Romy Weyrauch. Theaterhaus Hildesheim, LOFFT Leipzig und Maxim-Gorki-Theater Berlin)
– „Best Song of my Life“ (2010: Technische Leitung. hArt times Theater, Regie: Frank Matzke. Fensterzurstadt Hannover, Dock 4 Kassel, LOT Braunschweig, TOT Haarlem/NL)
– “Wählt Wehner!” (2011/2012: Lichtdesign. theatrale subversion, Regie: Martin Zepter. Weinsziehr Hildesheim, Projekttheater Dresden, LOT Braunschweig)

Mit Elsa in der Badewanne from theatrale subversion on Vimeo.

Bei unserem ersten Workshop in Vorbereitung für “Liebe – Fest unkonventioneller Beziehungsformen” Ende Mai arbeiteten wir unter anderem mit der Idee, während der Workshopzeit halbanonyme Videobotschaften zu formulieren, in welchen man Vorstellungen von möglichen Handlungen beschreiben konnte, die man gerne mal mit einer Person aus der Gruppe machen würde. Dazu konnte man sich jederzeit in einen abgetrennten Raum zurückziehen und diese mit der Kamera aufnehmen. Die Idee dazu wurde schon mal im Rahmen einer Residenz auf Schloss Bröllin von  Mayte Kappel Rovira in Zusammenarbeit mit dem Performancekollektin Animals in Love entwickelt und bei der Abschlusspräsentaion durchgeführt, was zu sehr spannenden Interaktionsmöglichkeiten zwischen Performenden und Zuschauenden führte. (mehr Infos dazu siehe: http://maytekrovira.wordpress.com/)

Elisabeth Lindig (*1986 in Weimar) verbrachte nach der Schule ein Jahr in Amsterdam am Circus Elleboog und ein weiteres am Maxim Gorki Theater Berlin, bevor sie Theater-und Medienwissenschaft in Erlangen studierte. 2011 wechselte sie für den Master ans Institut für Angewandte Theaterwissenschaft nach Giessen.
Ihre künstlerische Arbeit bewegt sich auf Grenze zwischen Performance, partizipativer Installation und Theater im öffentlichen Raum. Letzteres praktizierte sie bereits in ihrer Schulzeit und startete (hauptsächlich auf die Methoden des Theatermachers Augusto Boal gestützt) verschiedene Versuche, die Welt um sie herum auf diese Art stören, hinterfragen und verändern zu können. In Erlangen und Giessen arbeitete Elisabeth unter anderem bei Produktionen von God’s Entertainment, katze und krieg oder Claudia Bosse, mit. Zudem entstanden eigene Arbeiten, die in kollektiver Zusammenarbeit mit anderen jungen Performer_innen aus Erlangen, Giessen, Braunschweig. Hildesheim oder Montreal entwickelt wurden und auf Festivals wie Arena…der jungen Künste, dem Outnow in Bremen, dem Arada Festival in Istanbul, dem Megafon in Bochum oder dem 100° Berlin, zur Aufführung kamen. Seit 2010 ist sie Mitbegründerin und Mitglied des Performancekollektivs Hysterisches Globusgefühl (http://hysterischesglobusgefuehl.wordpress.com).

Bei der theatralen subversion ist sie als Gastperformerin bei dem dem Projekt: „Liebe – Fest der unkonventionellen Beziehungsformen“ dabei.